Dienstag, 10. April 2012

Der große Büchereiknigge

Obwohl noch keine Leserin, habe ich die Wiener Hauptbibliothek und ihre Homepage bereits ins Herz geschlossen - nicht nur wird einem der Kauf eines eReaders durch genaueste Kompatibilitätstests diverser Geräte vereinfacht, nein, die Hausordnung ist auch so zusammengefasst, dass man sie GERNE liest. Vor allem sagt Untenstehendes so viel über alltägliches Benehmen der Wiener Durchschnittspopulation aus, herrlich.

Hier ein  gekürzter Auszug:

Dos & Don'ts

Der große Büchereien-Knigge

Durch die Garderobe

Ablegen macht leicht. Und glücklich! Lassen Sie Ihren Mantel und ihre Tasche(n) an der Garderobe. [...] Außerdem ersparen Sie uns und Ihnen die unangenehme Taschenkontrolle, mit der wir uns gegebenenfalls vergewissern wollen, dass sie eh unnötig gewesen wäre, die Kontrolle.

Mit Tieren

Auch wenn Ihr Viecherl keinem Vogerl was antun würde - es gibt Leute, die das Lächeln des harmlosen Wesens als Zähnefletschen missverstehen. Und auch wenn Sie Ihren Vier- oder Nochmehrbeiner für sehr intelligent halten - wir versichern Ihnen, dass er von unserem Medienangebot nichts haben wird. Wir bitten Sie daher, als Tiere zu identifizierende Lebewesen auf keinen Fall in die Bibliothek auszuführen. Das gilt in Ermangelung einer artgerechten Serviceeinrichtung auch fürs Foyer und die Garderobe. Versuchen Sie daher nicht, die Garderobe-Bediensteten zur Beaufsichtigung Ihres Lieblings zu überreden. Sie verfügen weder über die notwendige Tiersitter-Qualifikation noch über die Zeit, um eine eventuell vorhandene Tierliebe auszuleben.

Beim Benutzen

Wieso Sie in den Bibliotheksräumen nicht Essen, Trinken und Rauchen dürfen, müssen wir Ihnen sicher nicht erst erklären. Wir tun's trotzdem: Wir bemühen uns, die Medien vollständig und in einem unversehrten, sauberen Zustand anzubieten. [...] CDs als Tischunterlage beim Essen und Trinken, Käse-Rinden als Lesezeichen oder Bücher als Begleiter in der Badewanne tragen wesentlich zur Verschlechterung der Benutzungsqualität von Medien bei - und können sogar zu deren frühzeitigen Hin- und Ausscheiden führen.

Zwischen den Regalen

Wir bemühen uns täglich, die alphabetische Ordnung in den Regalen wiederherzustellen. Prüfen Sie uns bitte nicht dahingehend, ob wir auch falsch eingeordnete Medien wiederfinden. [...] Und sollten Sie im Zuge Ihrer Recherche aufgelesene Medien in eigens angelegten "Nestern" horten, bitten wir Sie, diese nach getaner Arbeit wieder abzutragen.

An den Schleusen

Testen Sie bitte nicht unsere Sicherungsanlage. Sie funktioniert genauso gut wie andere handelsübliche Anlagen auch. Und wir versprechen Ihnen: Sie ist eingeschaltet! [...]Schauen Sie vor Durchqueren der Schleuse sicherheitshalber noch einmal in der großen Innentasche Ihres (ausnahmsweise einmal doch nicht abgegebenen) Mantels nach, ob da nicht versehentlich... aber das wird bei Ihnen sicher nicht vorkommen.

Im Stillen

Nur ein stummes Mobiltelefon ist in der Bibliothek ein gutes Mobiltelefon. Das gilt sowohl im Hinblick auf die nervtötenden Klingeltöne, die bekanntlich nicht zum Zweck der Unterhaltung von Zwangsmithörern komponiert werden, als auch für das von diesen Geräten entfesselte Bedürfnis, beim Sprechen zu schreien. Wir bitten Sie daher, Ihr Handy in der Bibliothek allenfalls zum (lautlosen) Spielen oder Versenden und (lautlosen) Empfangen von SMS - "...bin gerade auf Seite 824 / lese die restlichen 198 Seiten noch schnell zu Ende..." - zu verwenden. Wenn Sie nicht wissen, wie man das mobile Helferlein auf stumm schaltet oder es nicht aushalten, eingehende Anrufe unbeantwortet zu lassen, dann schalten Sie's bitte vorher aus. Wer in der Bibliothek lautstark telefoniert, wird streng gemahnt und böse angestiert! Das gleiche gilt für Schrei-Kontakte zwischen den Regalen (..."Hey - stehen bei dir beim 'S' drüben auch so viele Bücher mit 'K' drin wie hier beim 'B'?"). [...]

Mit Kindern

Da Sie sicher Verständnis dafür haben, dass Sie Ihre Viecherl nicht an der Garderobe abgeben dürfen, werden Sie auch einsehen, dass hier erst recht keine Kinder deponiert werden sollen. Aber nicht nur die Garderobe, sondern auch die Kinderbücherei ist eigentlich nicht zum Abgeben von Kindern da. Unsere KinderbibliothekarInnen haben weder die Zeit noch die Ausbildung zum Kinderhüten -­ und vor allen Dingen nicht die Nerven, die gesamte Bibliothek nach abgängigen Erwachsenen zu durchsuchen. [...]

Am Ende

Es gibt fraglos unzählige Gründe, wieso Sie zur angegebenen Schließzeit noch nicht zum Verlassen der Bibliothek bereit sind. Wir wollen sie zwar alle wissen, aber erst am nächsten Öffnungstag. Bitte verlassen Sie die Bibliothek zum angegebenen Zeitpunkt. Wenn Sie sich mit BibliothekarInnen unterhalten wollen, sprechen Sie sie während der Öffnungszeiten an und warten Sie nicht, bis man Sie in Form einer Aufforderung zum Gehen anspricht. Für die armen BibliothekarInnen bedeutet das Ende der Öffnungszeit nämlich noch nicht Dienstschluss. Sie müssen nach Torschluss nämlich noch das Licht ausknipsen und die Ruhe nach dem BenutzerInnenansturm genießen.

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