Montag, 28. Oktober 2013

Virtuelles Tourenbuch: Großglockner über den Stüdlgrat (3798m)

Da haben wir aber dem 2013-Schicksal ein Schnippchen geschlagen, das uns Ende Juni einen Gipfelsieg am höchsten Berg Österreichs nicht gönnen wollte. Nachdem uns ein unerwarteter Geldsegen beschert wurde (ich sage nur: wenn der Langstreckenflug ersatzlos gestrichen wird, dann lohnt sich das!) und sich überraschenderweise ein Altweibersommerwochenende einstellte, schrie alles STÜDLGRAT - und gesagt getan. Thomas, unser Bergführer hatte ebenfalls kurzfristig Zeit, also gings am Samstag los Richtung Kals.

Die Stüdlhütte ist zu dieser Jahreszeit schon geschlossen, also war statt lukullischer Genüsse und warmem Bettchen lediglich Selbstmitgebrachtes und Sardinenfeeling im Winterraum angesagt (40 Leute für 16 Schlafplätze - naja der Küchenboden ist ja auch gemütlich...). Meine Fleecejacke hatte ich schon auf der Hinfahrt bei einer Raststätte angebaut, hat super angefangen, unser Abenteuer! Apropos vergessen: meine dünne Primaloftjacke ist auch irgendwie nicht mehr auffindbar.

Dank Zeitumstellung und Nähe zum Einstieg mussten wir erst um 4:30 Uhr aus den Federn - übrigens das Schlimmste am Bergsteigerleben sind Hüttennächte. Sie sind laut (ein nahezu  nahtloses Kommen und Gehen = Trampeln und Flüstern, Scheppern und Rascheln, Schnarchen und äh andere Dämpfe inklusive), kurz und kalt. Und in diesem Fall hat man das Plumpsklo übrigens bis in die obere Etage gerochen.

Wunderschöne Herbstimpressionen beim Weg auf die Stüdlhütte

Also um 4:30 Uhr aufgewacht und gleich los Richtung Gletscher. Nach einer Stunde hieß es dann Steigeisen anlegen - mein Lieblingspart: da merkt man, dass es jetzt ernst wird. Der Einstieg war bereits von einer ansehnlichen Gruppe an Stüdler-Aspiranten blockiert, also wählten wir einen Alternativeinstieg links vom ursprünglichen. Es hat bereits vor Wochen ordentlich geschneit und so hatten wir die Ehre, den ganzen Grat mit Steigeisen zu  klettern. Urks, eh immer das Gleiche (Zacken vertrauen, Fersen nach unten!) aber es ist immer noch so schwer wie am Anfang.

Das berühmte Frühstücksplatzl - "jetzt beginnen die richtigen Schwierigkeiten"; unter anderem der ekelhafte Klettersteig, 
einfach nur kraftraubend, keine schöne Kletterei

Thomas hat uns natürlich bravourös und sicher geführt, wir konnten also das Gelände, die Ausgesetztheit und die Schlüsselstellen beruhigt genießen, wir waren sicher. Schwierigkeiten hatte ich nur bei der letzten 3+ Stelle - einer glatten blöden Wand mit einem Hanfseil und einem jämmerlichen, alten Eisenhaken - da ging echt fast nix mehr...  Irgendwann nach dem 3. verzweifelten Versuch gelang es mir mit einem Tarzanschrei dann doch oben zu landen, aber meine Lieblingsstelle war das sicher nicht! Die Platte wiederum, die eigentliche Schlüsselstelle wäre sicher ohne Steigeisen sehr schön gewesen. Nach 4:40 Stunden waren wir am Gipfel, verweilten aber aufgrund des dermaßen starken Windes nicht lang, bei staufreier Passage zum Kleinglockner und perfektem Eisleitl gings abwärts. Am Ende des Letzteren hat mich der Wind noch so ordentlich umgeweht, dass ich gleich einem Slapstickschauspieler abgehoben, mich um die eigene Achse gedreht, mit den Steigeisen verhakt (die Hose zerrissen) in den Schnee geplumpst bin - so schnell hab ich gar nicht schauen können.

geschafft - und auch wenn ich mit dem Kletterhelm wie ein kleines Alien aussehe: notwendig

Einen elendigen Hatscher ins Tal später war das Abenteuer um knapp 13 Uhr auch schon vorbei und die obligatorische ich-bin-total-k.o.-und-muss-trotzdem-noch-5-Stunden-heimfahren Periode konnte beginnen. Sonntagsverkehr bei bestem Wetter, abgelöst von Sonntagsverkehr bei schlimmem Starkregen (nie wieder S6) boten Abwechslung. Und jetzt bin ich glücklich und zufrieden und habe den Muskelkater meines Lebens!

Manus Fotos: Sonnenaufgang auf Höhe des Einstiegs, Kletterei, Abstieg übers Eisleitl 

Sonntag, 20. Oktober 2013

Virtuelles Tourenbuch: Tirolersteig (V)

Nach schier unendlichen Wochenenden mit Familienbesuchen oder anderen Verpflichtungen gabs endlich einen Tag mit schönem Wetter und ausreichend Zeit (auch wenn der Familienverwandtschaftsonntagabend schon wartete). Wir rasten also zur Hohen Wand, wo wir wie immer den Zustieg zum Tagesziel (diesmal Tirolersteig bzw. Tirolersteig Mixtüre) nicht fanden.

Nach 1 Stunde dann heureka!

Weil wieder alles so stressig war mit nachkommenden Seilschaften und diversen Nachsicherungen gibts diesmal wieder keine Fotos sorry... Dann ein schneller Autostopp runter und zurück nach Wien. Schöner Klassiker mit vielen Varianten, u.a. eine sehr gut abgesicherte 5+ Rissverschneidung, die sich aber nicht ausgegangen ist. Beim nächsten Mal - das wäre 100 pro wunderschön geworden. Der traditionelle Ausstieg wurde übrigens um einen Kamin erweitert - wir haben aber die rote Variante gewählt, über eine schöne Schrumpelnase über eine Platte und ausgesetzte Querung nach oben.