Mittwoch, 12. Februar 2014

Den Inuit auf der Spur

Es gibt da den ÖAV "Lehrgang Alpinpädagogik" und eines Abends im shabbigsten Chic-Café des 7. Bezirkes begab es sich, dass Maria, unser liebes Drittel der Jugendgruppe "Gemeinsam Raus", und ich in einem Anfall beschlossen, uns weiterzubilden (ich nenne es immer: "Generation Ausbildung" - dieses Phänomen zieht sich durch meinen gesamten Freundeskreis, die Sucht nach nie aufhörenden Lehrgängen…). Ok also der etwas sperrige Satz heißt einfach nur: wir machen einen Haufen Kurse, um mit den Kindern erlebnispädagogisch wertvolle Dinge zu unternehmen. Als erstes Modul haben wir uns freudig für "Schneeschuhwandern und Iglubauen" angemeldet.

Jetzt wars dann soweit - letztes Wochenende hat der kleine Kurs (4 Teilnehmer) dann auch im schneeärmsten Flecken von Österreich, in Windischgarsten stattgefunden. Immerhin war noch ein Restbestand am weißen Glück oberhalb des Phyrnpasses auf der Hintersteiner Alm vorhanden und so kann ich nun freudig für all jene, die schon immer ein Iglu bauen wollten einen Crashkurs geben:

Foto: Erste Schritte

Erste Schritte (in aller Kürze) - Tag 1:
Man sucht sich das Plätzchen für das Iglu aus (Eingang bergabgewandt). Hernach steckt man eine Sonde in die Mitte des zukünftigen Iglus, befestigt ein Reepschnürl daran in der halben Länge des gewünschten Durchmessers. Dieses gut fixieren. Bindet man das Schnürl an eine Schaufel, kann man mit dem Blatt einen perfekten Kreis als Grundlage ziehen. 

Nicht weit davon entfernt legt man dann den so genannten "Steinbruch" an: mit einer Eissäge schneidet man quadratische Blöcke aus, die man Richtung Iglu schleppt, auflegt und mit einer weiteren Säge zuschneidet (Unterseite einkerben; Achtung Ecken; seitlich wenn möglich keilförmig). 

Jetzt geht's los…Schicht um Schicht um Schicht - Block um Block reiht sich das Projekt aneinander. Wichtig ist auch der so genannte T-Stein, der den Eingang markiert. Unserer zB ist am Ende gebrochen und hätte beinah das gesamte Iglu zerstört. Wir mussten ihn so gut es geht stützen und kitten, aber gleich am Anfang gut aufpassen, dass dieser Block besonders stabil dimensioniert ist.

wuah halten, halten, halten

Weiter geht's - Tag 2:
Die vom Steinbruch übriggebliebenen Blöcke lehnt man an den Iglurohbau, damit sie nicht mit dem Untergrund verschmelzen während der Nacht. Weiter geht's, Block um Block…irgendwann bei der 3. Reihe muss man dann beginnen, langsam nach innen zu kippen und schräger zu werden. Das funktioniert bis zum Schluss wunderbar, nur dass man dann während des letzten Drittels an Reihen 1-2 Leute braucht, die die Blöcke so lange halten, bis sie am darunter liegenden Block anfrieren. Das dauert in der Regel nur ein paar Minuten. Sieht gemütlich aus, birgt aber absolute Thrombosegefahr und eher ungemütlich ab einem gewissen Grad…

Klarerweise müssen die Blöcke dann in ihrer Dimension ein wenig schrumpfen, je mehr das Iglu zum richtigen Iglu wird…

Achtung: Man kann langsam den wichtigsten Block von allen vorbereiten - den ovalen Abschluss-Stein. Dieser ist ein wenig größer als die Dachlukenöffnung und muss genau passen und das Gewicht des gesamten Baus ausgleichen.

fast geschafft...

Projekt beendet!

Die letzten Steps:

Während die Baumannschaft die Kronleuchterplatte einsetzt (zuerst durchreichen, abschrägen, ungefähr anpassen, oben auflegen und dann von unten die Reste wegschneiden bis es GENAU passt), wartet zumindest ein Helferlein draussen mit einer Lawinenschaufel - falls nämlich das ganze Gebäude zusammenkracht. Ratsam ist auch die Platzierung einer Schaufel drinnen.

Ist alles gut gegangen kann man sich freuen und im Gebilde übernachten - was wir auch getan haben. Leider ist uns das Ganze quasi unterm A**** weggetaut, es hatte 10 Grad steigend. Aber für diese eine Nacht war uns das egal und der Stolz auf das Ergebnis hat überwogen. Was für eine Schufterei!!

Schneeschnecke

Der Kurs beinhaltete auch noch eine Überraschungseinheit - nämlich Schneeskulpturenbauen. Wir waren ja alle eher Pragmatiker, aber wider Erwarten entwickelten wir trotz heftigen Schneefalls und schlimmer Naßkälte erstaunliche Motivation, diese Schnecke zur perfekten Horrorschnecke werden zu lassen. 2 Stunden haben wir ausgeschnitten, geformt und gewerkelt - zum Schluss durften wir das Kunstwerk auch noch mit Lebensmittelfarben besprühen hihi. Da wird man gleich selbst wieder zum Kind - ich freue mich schon, das mal auf der Rax auszuprobieren!

Kurze Facts Iglu:

  • Hier hatten wir es mit einem Ziegeliglu zu tun, leicht mit Kindern machbar sind auch das Schüttiglu und für Notfälle das Wächteniglu.
  • Dauer: Für ein 3-Meter Durchmesser Iglu haben wir zu 5. ca. 8 Stunden gebraucht.
  • Ideal ist nicht zu eisiger, nicht zu zerflossener Schnee (schönes Mittelmaß)
  • Werkzeug: 2-3 Eissägen, Lawinenschaufeln, Lawinensonden, Reepschnur

Schlafen im Iglu: Immer mit LVS Gerät und Lawinenschaufeln daneben; Kerze (v.a. im Schüttiglu) zeigt Sauerstoffgehalt der Luft (Wachen einteilen); mind. 2 Isoliermatten als Untergrund, Biwaksack gegen tropfendes Schmelzwasser

Kurze Facts Schneeskulpturen:

  • Werkzeug: Lawinenschaufeln, Eissägen wenn vorhanden, normales Essbesteck (Messer/Gabel/Löffel) zum Schnitzen, Pump-Sprühflaschen, Lebensmittelfarbe aus dem Bäckereibedarf (je greller desto besser)
  • Schneehaufen aufschütten und am besten über Nacht härten lassen, dann loslegen…

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