Sonntag, 7. Oktober 2012

Attersee calling - Stau am Klettersteig

Vor und nach einer anstrengenden Arbeitswoche soll man es privat auch krachen lassen so die Devise. Deshalb hatten wir nur ein paar Stunden Zeit, unsere Camping- und Klettersachen zu packen, das Auto startklar zu machen und schnell Manus Geburtstag zu feiern. Vielleicht war das der Grund, warum wir letztendlich abgehetzt völlig erschöpft im Dunkeln in Steinbach ankamen und unser Zelt gleich direkt am Kinderspielplatz neben der Rutsche aufbauten. Jaaaaa und wenn man sich schon freut, im Zelt gemütlich die neuen Folgen von Breaking Bad (endlich wieder 'yo bitch!') anzusehen (so leise, dass die im Zelt nebenan schlafen können und wir auch nix verstehen) und schnell einen Nudelschnäck zu zaubern dann passiert eventuell folgendes:
  • Die gestresste Dame hat zwar den Gaskocher und Lebensmittel eingepackt, aber Töpfe und Becher vergessen (ergo kein Tee, kein Kaffee, kein warmes Essen)
  • Das Zelt wurde im Sommer an Bekannte verborgt, die ein Jugendlager veranstaltet haben (ALARM!) - das Zelt riecht, als hätte jemand frisch reingekotzt
Falls jemand Tipps braucht, wie man ohne Gasmaske in einem Kotzezelt überlebt: Tigerbalsam hilft. Man hat zwar das Gefühl, permanent Schwizer Kräuterzuckerl durchs Gehirn zu inhalieren, aber immer noch besser als Buttersäure deluxe. Stundenlanges Auslüften hat im Übrigen nicht die gewünschte Wirkung gebracht. Mein Rat: Zelte nicht an Leute in Verbindung mit Festivals oder Jugendlichen verborgen!

Glasklares Wasser, Sonnenschein - Camperherz was willst du mehr

Nun gut, unter diesen Rahmenbedingungen war es kein Wunder, als sich die Serie der Mißgeschicke fortsetzte - wobei Letzteres aufgrund höherer Gewalt. Am letzten schönen Spätsommertag wollte natürlich die ganze Welt (sofern sie nicht getaucht hat) den neueröffneten Mahdlgupf Klettersteig begehen. Ich will hier nicht meine "Vorliebe" für Klettersteige breittreten, aber obwohl sie auch Ungeübten die Möglichkeit geben, sich ohne Erfahrung steile Berghänge hinaufzuschieben, leitet sich natürlich gleichzeitig grosses Gefahrenpotential ab: da spielen Gruppenzwang, Überredung und Selbstüberschätzung zusammen ein wunderbares Spiel das heisst: Erschöpfung, Angst und Stress - natürlich mittendrin erst. Und die anderen 40 Leute hinter dem armen Ungeübten stehen Schlange und fragen sich, was Anfänger in einem mit 3:30 Stunden bewerteten B/C/D Steig verloren haben. Hauptsache die nagelneue Ausrüstung (vom Helm am Kopf bis zu den Hochtouren-Scarpas an den Füssen) hat einen Wert von geschätzten EUR 1.000.

Mahdlgupf-Klettersteig mit Blick auf 
Attersee und Mondsee im Hintergrund

Naja, während obig beschriebene Teilnehmer ihre Pause eingelegt haben, ergab sich eine gute Gelegenheit zu überholen und so konnten wir (nur gebremst von einer weiteren Anfängergruppe - diese Verzweiflung kenne ich auch von meinen ersten Versuchen, wobei ich mich nie in einen Steig dieser Länge gewagt hätte; ich hoffe, dieses eine Mädel ist nicht jetzt total abgeschreckt) die Strecke in 2:20 Stunden (inkl. Warten und Anstellen) geniessen. Wunderschöner Steig, endlich mal nicht zu kurz und genau richtig für eine Genusstour.

Kühles Bad und Schlechtwetter am nächsten Tag

Nach einem erfrischenden Bad im Attersee (6. Oktober!) - ich habe mich entschlagen - gings Richtung "Attersee am Attersee" (sic!) zum hiesigen Dorfwirt, wo wir die Spezialität hausgemachte Blutwurst gen...äh verschmäht haben. Nach vielen Bergsteigergeschichten (auf zu Bischofsmütze und Königsjodler liebe Alex!) wars dann Zeit, todmüde ins stinkende Zelt zu fallen.

Der Sonntag hat dann den leider vorausgesagten Dauerstarkregen wirklich gebracht. Im Zelt wars ja noch gemütlich aber in einer der wenigen Regenpausen hiess es flugs zusammenpacken. Den Abenteuerklettersteig Postalmklamm hatten wir bis auf ein tschechisches Pärchen für uns alleine - wer hüpft schon mit gatschigen Schuhen bei Regen auf verbogenen Eisenstiften herum? Egal, wenn man schon mal da ist muss man da durch. Aufkommender Nebel hat aber dann für ein rasches Ende der Chose nach dem ersten Teil geführt (die Stelle mit dem klingenden Namen Gamsleckwand haben wir ausgelassen) und klatschnass sind wir aufgrund mangelnder Schilder dann auch noch zu weit abgestiegen. Guuuut, wenn man bis auf die Knochen nass ist (trotz diverser Spezialkleidungsschichten) ist das auch schon egal, wieder 3 Kahren raufzulatschen. Die Heimfahrt war dann noch gekennzeichnet von Racing-Trotteln und Fahrern mit Hut (die allerbeste Mischung!) - Sonntagabend waren wir geplättet und froh, das Wochenende hinter uns zu haben.

Die Seufzerbrücke - Achtung slippery!

Hangelbrücke: halb so wild

Herbstnebel

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